Beschwerdefrei

Aahhh! Satt und frischgeputzt sitze ich mit einem leckeren, starken Kaffee vor dem Rechner. Die Tastatur ist frisch gespitzt, der Bildschirm hübsch glatt gestrichen. Nachdem wir gestern und vorgestern im kleinen und großen Kreise Weihnachten gefeiert haben, konnte heute jeder seinen Bedürfnissen nachgehen, die alle etwas mit Bewegung zu tun haben. Was Wunder! Die letzten Tage waren insbesondere von Sitzen, Essen, Trinken und Hören geprägt. So führte Sohn heute sein neues Bike in den Taunus aus, Frau K ging Westernreiten, Tochter baute die Mikrowelle in der Küche auf, die sie sich hatte schenken lassen und ich machte einen laaaangen Gang durch die neblig- nasskalten Felder um Eschborn und hörte dabei nix. Sehr angenehm. Denn mein Gehör schlägt zur Zeit wieder einige Kapriolen. Es flackert und fiept, zerrt und schmerzt, rauscht und dröhnt. Hören und Verstehen in der Gruppe oder bei Störgeräuschen sind eine Qual. Und auch im Einzelgespräch empfinde ich zur Zeit Verstehen als schwieriger. Darüber hat sich mein Nacken derart verspannt, daß ich ständig Nacken- und Rückenschmerzen habe. Linkerringfinger will nicht besser werden und ist nach wie vor dick und geschwollen. Trotzdem….

mir geht es gut!

Ich habe mich mit mir darauf geeinigt!

Mir geht es gut.

Alles andere wäre gelogen.

Demut und Dankbarkeit sind Gefühle, die mich zur Zeit beherrschen. Die letzten Wochen vor Weihnachten waren geprägt von vielen Hiobsbotschaften, die mich das empfinden lassen.

Der Sohn einer Kollegin von Frau K liegt seit Tagen im Krankenhaus, nachdem er AUS DEM NICHTS sein Gehör verloren hat.

Eine alte Bekannte, zu der wir nur eigentlich gar keine Kontakt mehr haben, stand unerwartet vor der Tüt und eröffnete uns, daß sie Krebs habe und nicht mehr auf Heilung sondern nur auf einen gnadenvollen Tod hoffen könne.

Eine nette Bekanntschaft von einer Party im Oktober aus einer fernen Großstadt schrieb, daß ihre Mutter seit Jahren mit COPD ein krankes und elendes Leben führt.

Der Mann einer lieben Kollegin, der wegen Atemnot aktuell im Krankhaus liegt. Diagnose: auch COPD.

Eine Klassenkameradin, die ich von Zeit zu Zeit noch zufällig in Eschborn traf, hat einen Hirntumor.

MIR geht es gut! Das bißchen schlechtes Hören, der Schwindel, die Zicken eines 50 jährigen Körpers, die üblichen privaten und beruflichen Sorgen….alles relativ.

Schließen will ich diesen kleinen Beitrag mit einem Zitat von

Antony Hopkins:

Keiner von uns kommt lebende hier raus.

Also hört auf, euch wie Andenken zu behandeln.

Esst leckeres Essen,

Spaziert in der Sonne,

Springt ins Meer,

Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge.

Seid albern, seid freundlich, seid komisch.

Für nichts anderes ist Zeit!

Ein Kommentar zu „Beschwerdefrei

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